Dienstag, 11. Juni 2013

Google und der Selbsthass der Deutschen

Deutschland, so geht das Klischee, ist ein Flickenteppich voller missgünstiger Grantler. Hier mag niemand den anderen so recht leiden. Der Bayer will nichts mit dem Preußen zu tun haben, der Berliner mag den Schwaben nicht (was erst kürzlich wieder eindrucksvoll bestätigt wurde). Einig ist man sich nur der Verachtung des Auslands, des deutschsprachigen ganz besonders. 

Dieses Bild wollte ich einmal überprüfen – natürlich mit Google-Suchanfragen. Was als Suchvorschlag erscheint, besitzt einige Aussagekraft; schließlich muss es schon sehr oft so oder ähnlich eingegeben worden sein. Was spuckt der Algorithmus also aus, wenn man Anfragen nach dem Muster „Bewohner von XY sind ...“ eingibt? 

Ich hatte gehofft, dass sich  ein positiveres Bild ergibt. Vielleicht so etwas wie ...

Bayern sind solide wirtschaftende Menschen
Bayern sind die nördlichsten Italiener 

oder 

Berliner sind modern und weltoffen
Berliner sind die Könige der Currywurst

Aber da lag ich leider falsch.

Ganz entsetzlich falsch sogar.

Beginnen wir im Süden. Die Bayern – und das schmerzt mich als Münchner natürlich besonders – kriegen von jenen, die nach ihnen googeln, keine sonderlich positiven Attribute zugeteilt. Ist es der Neid auf die prosperierende Wirtschaft, der zu zornigen, frustrierten Anfragen wie diesen führt?



Mit den Hauptstadtbewohnern steht es jedoch auch nicht viel besser. Vielleicht rächten sich die Bayern ja mit extra-negativen Anfragen – im Verdacht, es wären preußische Google-Nutzer gewesen, die sie so diskreditierten. 



Hm. Suchen wir uns doch einmal eine Region aus, auf deren Bewohner niemand ernsthaft böse sein kann. Sagen wir, Hessen. Was für Schlechtigkeiten sind schon aus Hessen bekannt? Wer hat schon ernsthaft etwas gegen dieses kleine, liebenswürdige Volk? Doch leider kommt es noch schlimmer als zuvor:


Schweine? Verbrecher? Gibt es in Deutschland einen richtigen Hessen-Hass, von dem ich noch nichts mitbekommen habe? Im Gegensatz dazu konnten sich die Schwaben gegen ein Negativ-Image auf Google halbwegs erwehren:


Trotz zwei sehr gemeinen Suchvorschlägen klingt Nummer drei schon sehr versöhnlich, und bei Nummer vier sieht man, dass sich hier ein Bundesland offenbar leidenschaftlich gern selbst googelt. 

Doch schauen wir einmal nach Süden, hinunter ins deutschsprachige Ausland. 

Wobei, eigentlich will man das gleich wieder sein lassen.


Da verwundert auch das Ergebnis der Schweiz nicht:


Nach langer Suche habe ich zumindest ein rein positives Beispiel gefunden. Mit dem ich auch schließen möchte, einem versöhnlichen Ausklang halber. Wir Deutschen sind offenbar tief beeindruckt von: Dänen. 


Aber warum ausgerechnet Dänen? Warum sollen gerade sie ehrbarer und glücklicher, ja sogar die Glücklichsten von allen sein? Gerade unter so rauhen klimatischen Bedingungen hoch im Norden, wo doch wir Deutsche schon ständig über das Wetter jammern? 

Ehrlich gesagt: Ich weiß es nicht. Erklärungen liefert der Algorithmus nicht mit. 

Aber vielleicht sollten wir einfach alle anderen auch einmal so nett googeln wie die Dänen. Eine Anfrage wie „Berliner sind freundlich“ bringt etwa sehr interessante Beispiele zu Tage, die ein differenziertes Bild der Lage zeichnen. 

Das könnte dem ein oder anderen Google-Nutzer hierzulande wirklich nicht schaden.  

Alle Screenshots sind vom 10. Juni 2013.


1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Oh mein Gott, du bist Münchner?
*schnell RSS-Feed lösch*

;-)