Freitag, 7. Juni 2013

Menschenhandel auf deutsch

Will man Google ein Gedicht entlocken, ist es ratsam, möglichst offene Suchanfragen zu stellen. Eingaben wie „Ich will“ oder „Warum ist“ oder „Wir alle sind“ sind ideale Inspirationen für Auto-Complete und damit gute Grundlagen für einen launigen Vierzeiler. 

Auch heute gab ich wieder einmal eine solche Anfrage ein: 



Weil Google Instant – so der betriebseigene Terminus für Auto-Complete – auf einmal jedoch nicht verfügbar war, drückte ich frustriert die Enter-Taste. Und war schockiert, als ich das erste (!) Ergebnis in der Liste sah:

Screenshot vom 6.6.2013

Es ist nicht überraschend, dass „Ich suche eine Freundin“ anscheinend zu den häufigsten Google-Anfragen gehört, die „Ich suche“ enthalten. Aber diese Verlinkung auf ein Menschenhändler-Kartell namens Ebay stellt der Männerwelt in Deutschland kein Ruhmeszeugnis aus.
Eine Freundin günstig kaufen oder verkaufen. Freunde und Freizeitpartner finden auf eBay Kleinanzeigen - Kostenlos.
Ist das nicht widerlich, abstoßend, beschämend? Dass der Deutsche nicht einmal bei so sensiblen Waren wie Menschen seine Preisdrücker- und Schnäppchenjäger-Mentalität  ablegen kann? Da reicht es nicht, dass man neuerdings auf Ebay gehen und sich eine Partnerin fürs Leben komfortabel nach Hause liefern lassen kann – nein, sie muss auch noch „günstig“ sein. Andersherum darf natürlich auch der Verkauf der ausrangierten Gattin  nicht viel kosten.

Ja, ist es denn zu fassen? Müssen deutsche Google-Nutzer denn sogar bei der illegalen Brautschau teutonisch-verklemmt auf's Portemonnaie schauen?

Kann es sein, dass der Menschenhandel auch nicht mehr das ist, was er einmal war?






Keine Kommentare: